Die Internationale Migrationskonferenz 2019 am Centre de Documentation sur les Migrations Humaines (CDMH) in Dudelange/Luxembourg findet vom 27.-28. Juni statt. Sie beschäftigt sich mit dem Konferenzthema „Mapping the Nation“. Darüber hinaus bietet die Konferenz die Möglichkeit in einem offenen Teil Themenvorschläge zu migrationsbedingten gesellschaftlichpolitischen wie wissenschaftlichen Herausforderungen einzureichen.
Die nationalstaatliche Verfasstheit moderner Gesellschaften und die dynamischen, zum Teil auch widersprüchlichen Prozesse der Internationalisierung, sind zentrale Faktoren, die das Migrationsgeschehen entscheidend strukturieren: zum einen der Nationalstaat mit seinen migrationspolitischen Rahmensetzungen, insbesondere in den Bereichen Arbeitsmigration, Familienzusammenführung und Asyl und zum anderen die Prozesse der Internationalisierung, etwa im Zusammenhang mit supranationalen Organisationen, z.B. der Europäischen Union, wie die Entwicklungen auf den weltweiten, internationalen Arbeitsmärkten einschließlich aktiver Steuerung von Migrationsbewegungen, z.B. über eine Politik der Anwerbung jeweils benötigter Fachkräfte. Hinzu kommt die Fluchtmigration infolge weltweit anhaltender Kriege und Konflikte, insbesondere der ‚low intensity conflicts‘, wie z.B. in Eritrea oder dem Sudan. Die Möglichkeiten der Nationalstaaten, die Zielländer von Fluchtmigration sind, sind hinsichtlich der Steuerung dieser Migrationsbewegungen – sofern sie als einzelne handeln müssen – begrenzt. Ein letzter Aspekt sind kurz- wie langfristige Mobilitätsbewegungen im Kontext von Ausbildung und Beruf, die ebenso eine Folge der Internationalisierung der Arbeitsmärkte und supranationalen Zusammenschlüsse sind, auch wenn sie i.d.R. nicht unter ‚Migration’ verortet werden und ihre Steuerung, z.B. durch entsprechende Förderprogramme, als unproblematisch gilt.
Kennzeichen moderner, durch Migration und Mobilität bestimmte Gesellschaften ist somit, ein von internationalen Entwicklungen abhängiger, national nur bedingt steuerbarer kontinuierlicher und dauerhaften Wandel. Er wird verstärkt und beschleunigt durch die alle Bereiche durchdringende Digitalisierung und den damit einhergehenden Wandel der Wirtschafts- und Produktionsweise. In der Folge werden etablierte Formen sozialer, kultureller und politischer Verfasstheit von nationalstaatlich verfassten Gesellschaften sowohl infrage gestellt als auch herausgefordert. Während auf der einen Seite nach Lösungen gesucht wird, etwa durch eine Intensivierung des internationalen Austauschs und der verstärkten Kooperation in supra- und internationalen Zusammenschlüssen und Organisationen, sind auf der anderen Seite Gegenbewegungen gestärkt worden, die auf traditionell vorgestellte, national begrenzte Gestaltungsformen von Gesellschaft Bezug nehmen und eine Re-Nationalisierung propagieren, die mit starken Einschränkungen von Zuwanderung verbunden werden, sofern es sich um ‚unser Land’ handelt. Sie versprechen, dass die Restauration von Nation und Nationalstaat möglich ist und vor unerwünschter Zuwanderung
schützt, einschließlich vor Zuwanderung von Personen aus bestimmten EU-Mitgliedsstaaten (Stichwort Armutsmigration) und Geflüchteten nach dem in der EU vereinbarten Verteilerschlüssel .
Soweit zum Thema der 19. Internationalen Migrationskonferenz „Mapping the Nation“ und zum Rahmen der für diesen Teil der Konferenz erwarteten Beiträge. Unter „Mapping the Nation“ werden Forschungsbeiträge erwartet, die den Prozess der kulturellen, sozialen und ökonomischen Bedingungen in den Blick nehmen, in denen Nationalstaat und Nation im Kontext von Migration (neu) hergestellt und reproduziert werden, wie auch Untersuchungen zum Beitrag und zur Bedeutung von Migrationsprozessen im mapping, also Kartierungs-Prozessen, die mit Tätigkeiten des Formgebens, Zeichnens und Gestaltens von Nation(en) verknüpft sind.
Folgende Fragen sollten im Mittelpunkt stehen:
- Welche Zusammenhänge und Herausforderungen bestehen zwischen Nationalstaat/Nation und Migration? Welche aktuellen Entwicklungen von Nationalstaat/ Nation und Migration zeichnen sich ab angesichts von Internationalisierungsprozessen?
- Wie wirken sich Konflikte/ Kriege auf den Zusammenhang Nation/Nationalstaat/Internationalisierung aus?
- Wie wird innerhalb von Nationalstaat/Nation auf unterschiedliche Migrationsbewegungen reagiert?
- Welche Bedeutung haben rechtspopulistische Bewegungen im Zusammenhang mit Prozessen der (Re-)Nationalisierung von Nationalstaaten? Welche Gegenbewegungen zeichnen sich ab, und welche Bezüge können zu Migration(-spolitiken) hergestellt werden?
CFP offener Teil: Aktuelle Herausforderungen im Kontext Migration. Im offenen Teil der Internationalen Migrationskonferenz 2019 sollen aktuelle Herausforderungen im Kontext von Migration vorgestellt und diskutiert werden. Von besonderem Interesse sind Thematiken im Zusammenhang mit Fragen zu Bildung, Marginalisierung und Kommunikation in Migrationsprozessen. Der Fokus kann sowohl auf Migrant/innen als auch auf Fragen im Zusammenhang mit (neuen) Minderheiten liegen. Beiträge aus aktuellen, internationalen und international vergleichende Studien, insbesondere aus Ländern des globalen Südens, sind willkommen, ebenso wie theoretische Beiträge und Beiträge aus aktuellen, gerade abgeschlossenen empirischen Studien.
Bitte ordnen Sie ihren Beitrag einem der folgenden Themenbereiche zu und vermerken Sie dies im Proposal:
Themenbereiche zum Tagungsthema: Mapping the Nation
1. Theoretische Zusammenhänge zwischen Migration und Nation, auch historische und international vergleichende Beiträge
2. Nation/Nationalstaat und Zugehörigkeit(en)
3. Prozesse der Internationalisierung und (Re-)Nationalisierung im Kontext von Migration
4. Formen der (Re-)Nationalisierung des Sozialen und Migration
5. Rechtspopulistische Strömungen und Migrations(-politiken)
6. Nationale Spezifika von Migration und Migrationsbewegungen
7. Mediale Inszenierungen und Repräsentationen von Nation und Migration
Themenbereiche zum offenen CFP: Aktuelle Herausforderungen
8. Bildung und Partizipation
9. Marginalisierung
10. Kommunikation und interkulturelle Öffnung
11. Erinnerungskulturen
Einreichung und Format des Proposals:
1. Einzureichen ist ein Proposal von max. 300 Wörtern (inklusive Vortragstitel, Kurzbiografie sowie Kontaktadresse (E-Mail, Telefon und Postadresse).
2. Zuordnung des Beitrags zu einem der aufgelisteten Themenschwerpunkte 1 – 7 bzw. 8 – 11
3. Einreichung des Proposals ist nur online möglich unter:
https://express.converia.de/frontend/index.php?sub=298 oder über den Link “Call for Papers”
auf: www.migrationskonferenz.ch
4. Angabe zu den Konferenzsprachen (Deutsch und Englisch); bitte geben Sie an, ob sie nur in
einer der beiden Sprachen (und in welcher) oder ggf. in beiden referieren / diskutieren möchten.
5. Die eingegangenen Proposal werden peer-reviewed.
Termine
Eingabe des Proposals bis: 10. Januar 2019
Rückmeldung an die Einreichenden bis: 1. März 2019
Konferenzsprachen: Deutsch und Englisch
Zum Call for Papers