Ausschreibung: Stipendienprogramm für PostdoktorandInnen und Junior Professuren aus allen Disziplinen der Daimler und Benz Stiftung – Bewerbungsfrist 1. Oktober

Das Stipendienprogramm der Daimler und Benz Stiftung wendet sich an Nachwuchswissenschaftler*innen nach der Promotion, um sie in der Frühphase ihrer wissenschaftlichen Karriere zu unterstützen. Das Programm dient der Stärkung der Autonomie der nächsten Wissenschaftlergeneration und ist offen für alle Disziplinen und Themen. Es werden nur eigenständige Forschungsvorhaben gefördert. Das Stipendium ist auf die Dauer von zwei Jahren angelegt; die Fördersumme beträgt insgesamt 40.000 Euro.

Voraussetzung für eine Bewerbung ist die institutionelle Anbindung an eine deutsche Universität oder wissenschaftliche Einrichtung.

Die Bewerbungsfrist endet mit Ablauf des 1. Oktober 2019.

Kontakt
Daimler und Benz Stiftung
Susanne Hallenberger
Carl-Benz-Platz 2
68526 Ladenburg
Mail: hallenberger@daimler-benz-stiftung.de
Telefon: 06203-1092-0

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Call for Contributions & Call for Papers: Konferenz „Inverted Classroom and Beyond 2020. Lehren und Lernen im 21. Jahrhundert“ an der PH St. Gallen – Deadline für Abstracts 4. September

Am 11. und 12. Februar 2020 findet die Konferenz „Inverted Classroom and beyond“ bereits zum 9. Mal statt. Sie fungiert als Impulsgeber für die Weiterentwicklung des Inverted Classroom-Modells sowie von innovativer Hochschuldidaktik. Veranstaltungsort ist 2020 die PH St. Gallen. Zur Gestaltung der Konferenz werden alle Interessierten um die Einreichung von Beiträgen gebeten.

Die Konferenz „Inverted Classroom and beyond“ ist inzwischen ein nicht wegzudenkender Impulsgeber für die Weiterentwicklung des Inverted Classroom-Modells sowie von innovativer Hochschuldidaktik im deutschen Sprachraum und darüber hinaus. Inverted Classroom Modell bedeutet, dass sich Lernende mit digital verfügbaren Materialien sowie damit verbundenen Aufgabenstellungen und Assessments auf Präsenzveranstaltungen vorbereiten. Die gemeinsame Präsenzzeit wird genutzt um Schwerpunkte zu vertiefen, zu üben, das Gelernte anzuwenden und gemeinsam zu diskutieren. In allen Phasen spielt Peer Learning und Peer Assessment eine zentrale Rolle. Zudem wird auf Dialogorientierung und den gezielten Einsatz digitaler Lern- und Kommunikationswerkzeuge geachtet.

Ab 2020 wird die Konferenz als DACH-Projekt weitergeführt und damit noch spannender und vielfältiger.

Themenschwerpunkte der Konferenz:
* Triebfeder Interdisziplinarität
* Didaktische Makerspaces
* Offene Bildungsressourcen & didaktische Muster
* Learning Analytics
* Virtual, Augmented & Mixed Reality
* Digital Literacy meets Sustainable Development Goals (SDGs)

Formate der Einreichungen:
* Beitrag für den Tagungsband (Methodenbeispiel mit 2 Seiten, Kurzbeitrag mit 5 Seiten oderLangbeitrag mit 10 Seiten) und/oder Poster (gerne mit einem inkludierten Augmented Reality-Element)
* Beitrag zu einem Knowledge Kaffee: Dieser besteht dann aus einem Pecha-Kucha-Beitrag (20 Folien, die hauptsächlich Bilder enthalten mit jeweils 20 Sekunden Zeit) mit anschließenden moderierten Wechsel der Teilnehmenden zwischen 5 Beiträgen (keine Wiederholung der Inhalte, kollaboratives Arbeiten am Thema)
* Beitrag zum „Hacking Education“: Bei einem Hack werden Methoden und Materialien neu kombiniert und auf unkonventionelle Weise eingesetzt
* Kurz-Methoden-Workshop á 25 Minuten oder Workshop á 45 Minuten

Kontakt
E-Mail: call@icmbeyond.net

Im Organisationsteam der #icmbeyond wirken mit:
PH St. Gallen (Host 2020); PH Niederösterreich,Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, PH FHNW, Hochschule Osnabrück, Universität Paderborn, FH St. Pölten.

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W1 Professur für Anglophone Studies an der Universität Mainz am Campus Germersheim – Bewerbungsfrist 7. August

Im Fachbereich 06 – Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft, Campus Germersheim der Universität Mainz ist zum 1. April 2020 eine Juniorprofessur (m/w/d) für Anglophone Studies (Bes.Gr. W 1 LBesG) zu besetzen.

Gesucht wird eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler mit hervorragender Promotion und weiteren wissenschaftlichen Leistungen, die/der das Fachgebiet in Forschung und Lehre (im B.A.-Studiengang Sprache, Kultur, Translation und in den beiden M.A.-Studiengängen Translation und Konferenzdolmetschen) vertritt.

Im Zentrum des Interesses sollen die englischsprachigen Kulturen und Sprachvarietäten außerhalb Großbritanniens, Irlands, der USA und Kanadas stehen, wobei der Arbeitsschwerpunkt der zukünftigen Stelleninhaberin oder des Stelleninhabers entweder in der Sprachwissenschaft oder in der Kulturwissenschaft liegen kann. Die Berücksichtigung translationswissenschaftlicher Fragestellungen wird in beiden Fällen vorausgesetzt. Die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit in interdisziplinären Verbundprojekten wird ebenso erwartet wie das Bemühen, eigenständig Drittmittel einzuwerben, an der weiteren Internationalisierung des Fachbereichs mitzuwirken und Verantwortung in der akademischen Selbstverwaltung zu übernehmen. Ausgezeichnete Englisch- und Deutschkenntnisse sind hierfür erforderlich.

Bewerberinnen und Bewerber müssen neben den allgemeinen dienstrechtlichen Voraussetzungen die in § 54 und § 55 Hochschulgesetz Rheinland-Pfalz geforderten Einstellungsvoraussetzungen erfüllen.

Gemäß § 55 Abs. 1 HochSchGwerden Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren zunächst für die Dauer von drei Jahren zu Beamtinnen oder Beamten auf Zeit ernannt. Nach erfolgreicher Zwischenevaluation über die Bewährung als Hochschullehrerin bzw. Hochschullehrer besteht die Option der Verlängerung um weitere drei Jahre.

Die Juniorprofessorin bzw. der Juniorprofessor soll ihre/seine Aufgaben in Forschung und Lehre selbständig wahrnehmen.

Das Land Rheinland-Pfalz und die Johannes Gutenberg-Universität Mainz vertreten ein Konzept der intensiven Betreuung der Studierenden und erwarten deshalb eine hohe Präsenz der Lehrenden an der Universität.

Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen (tabellarischer Lebenslauf, wissenschaftlicher Werdegang, Kopien der Zeugnisse und Urkunden, Schriftenverzeichnis, Übersicht über die bisherige Lehrtätigkeit, Lehrevaluationen und ein zwei- bis dreiseitiges Lehr- und Forschungskonzept) richten Sie bitte bis zum 7. August 2019 digital in einer PDF-Datei an den

Dekan des Fachbereichs 06
– Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft –
Herrn Universitätsprofessor Dr. Michael Schreiber
Mail: dekan06@uni-mainz.de

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Download: Studie „Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration“ des Berlin Instituts für Bevölkerung und Entwicklung in Kooperation mit der Stiftung Mercator

Am 3. Juli hat das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung in Kooperation mit der Stiftung Mercator die Studie „Europa als Ziel? Die Zukunft der globalen Migration“ veröffentlicht, die untersucht, welche Faktoren künftig weltweite Wanderungen beeinflussen, wie sie sich bis 2030 entwickeln könnten und was das für die Zuwanderung in die EU bedeutet.

Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung tragen sich laut Umfragen mit dem Gedanken, ihre Heimat zu verlassen. Besonders hoch ist der Anteil der Menschen mit Migrationswunsch in Subsahara-Afrika und Lateinamerika, niedrig dagegen in Ost- und Südostasien. Doch viele Wanderungswillige haben gar nicht das Geld, um eine Migration zu finanzieren. Für andere bestehen keine legalen Wege, um in das Land ihrer Wünsche zu kommen. Und die meisten, die sich auf Wanderschaft machen, bleiben innerhalb ihrer eigenen Weltregionen. Nach Europa macht sich schlussendlich nur ein kleiner Teil auf den Weg.

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CfP: Interdisziplinäre Tagung „Netzwerke – Performanz – Kultur“ des Arbeitskreises Netzwerke und Kultur der Deutschen Gesellschaft für Netzwerkforschung (DG-net) – Deadline für Abstracts 2. September

Der Arbeitskreis Netzwerke und Kultur der Deutschen Gesellschaft für Netzwerkforschung veranstaltet vom 12.-13. Dezember auf Schloss Thurnau bei Bayreuth eine interdisziplinäre Tagung mit dem Schwerpunkt „Netzwerke – Performanz – Kultur“.

Spätestens seit der kulturellen Wende in der Netzwerkforschung besteht mehr oder weniger Konsens darüber, dass Netzwerke und Kultur in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven wird die Beziehung zwischen Netzwerken und Kultur seither auf theoretische wie methodische Implikationen geprüft, in unterschiedlichem Ausmaß problematisiert und analysiert. So vielfältig die damit verknüpften Forschungsansätze und Untersuchungsgegenstände sind, so vage bleibt das Begriffspaar mitunter. Als zentrale Analysekategorie kann Performanz mit ihren Dimensionen Handlung und Wirkung dazu beitragen, das komplexe Verhältnis zwischen Netzwerken und Kultur genauer auszuloten, zu konzeptualisieren und etwaige Leerstellen zu identifizieren.

Ausgehend von einem breiten Kulturbegriff zwischen everyday performance und Hochkultur und sowohl in Bezug auf menschliche und nicht-menschliche Entitäten können in einem Netz verschiedene performative Vorgänge ausfindig gemacht und analysiert werden.

Die interdisziplinären Performance Studies ermöglichen einen fruchtbaren Dialog zwischen unterschiedlichsten Fächern und erlauben beispielsweise folgende Perspektiven:

* Relationen und Performanz:
– Davon ausgehend, dass sich soziale Beziehungen in Netzwerken performativ konstituieren, möchte die Tagung eruieren, welche Handlungs- und Wirkmechanismen den Relationen in Netzwerken zugrunde liegen. Welche Arten von Beziehungen und Akteuren treten in einem Netzwerk auf und in welcher Weise?
– Wie werden Relationen handelnd initiiert, reproduziert und strukturiert? Inwieweit wird an performativen Vorgängen das Funktionieren oder Nichtfunktionieren einer Beziehung erkennbar?
– Durch welche rituellen oder symbolischen Akte werden z.B. amouröse Beziehungen angebahnt, etabliert oder beendet?
* Kulturell bestimmte Netzwerkdynamiken:
– Wie unterscheiden sich darüber hinaus die kulturellen Skripte der Konstitution von Beziehungen zwischen (lokalen) Kulturen?
– Inwieweit nehmen kulturelle settings sowohl in diachroner als auch in synchroner Hinsicht Einfluss auf die Dynamiken in Netzwerken?
– Werden z.B. Liebes- oder Freundschaftsbeziehungen in Amerika anders als in China angebahnt?
– Welche Rolle spielen Übersetzungs- und Vermittlungsleistungen zwischen Kulturen, z.B. mit Blick auf globale Migrations- und Transferprozesse?

* Kulturspezifische Netzwerkrelationen:
– Schließlich erscheint es vor diesem Hintergrund naheliegend, dass Typen von Beziehungen an kulturelle Referenzsysteme gebunden sind und zwischen Kulturen variieren. Haben beispielsweise weak ties und strong ties in unterschiedlichen kulturellen Räumen andere Funktionen?
– Variiert die Bedeutung von Freundschaft, Kooperation, Liebe, Konkurrenz etc. in (lokalen) Kulturen?

* Performative Kulturgenese:
– Versteht man Kultur als in Kollektiven etablierte Formen der Praxis sowie deren gegenwärtige wie historische Objektivationen, erscheint Performanz auch als zentraler Ansatzpunkt zur Analyse von Kulturgenese. Wie wirkt sich z.B. der Kooperationsmodus in Produktionsnetzwerken auf die inhaltliche Ausgestaltung von Filmen aus?
– Welchen Einfluss nehmen die in einer Gesellschaft genutzten Medien auf die Sprache, Denkmuster und Handlungsweisen dieser Gesellschaft?

* Kulturelle Effekte und Strukturen durch Netzwerke:
– Geht man weiter davon aus, dass künstlerisches Schaffen im engeren Sinne ein interaktiver Prozess ist, stellt sich die Frage, wie die Konfiguration von Netzwerken die Verbreitung und Entwicklung von Kultur strukturiert. Mit Blick auf Phänomene der Populär- sowie der Hochkultur und unter Berücksichtigung von (Inter)Medialität und Materialität wirft dies Fragen nach der Diffusion, Distribution und Reproduktion von Kultur respektive kultureller Artefakte in Netzwerken auf (z.B. über soziale Medien oder im Verlauf von Theaterinszenierungen). Durch welche Medien (z.B. Film, Text, Bild, Fotografie) wird Kultur vermittelt, welche (technischen) Plattformen (z.B. YouTube, Facebook, Twitter) spielen eine Rolle im Rahmen von Vernetzungs- und Transferprozessen?
– Wie wirkt sich beispielsweise das Netzwerk von MusikerInnen, RegisseurInnen oder KünstlerInnen auf deren künstlerisch ästhetisches Werk aus?

* Modellierung und Visualisierung:
Schließlich ist ebenso danach zu fragen, wie das komplexe Verhältnis von Netzwerken, Performanz und Kultur empirisch untersucht werden kann. Texten werden in der Netzwerkforschung häufig Graphiken oder Tabellen von Netzwerken gegenübergestellt und in den Performance Studies stehen neben Beschreibungen oft Fotografien oder Videos der analysierten Abläufe. Wie können etwa die Veränderung von Performanz und Netzwerkstrukturen über die Zeit oder die Verbreitung von performativen Prozessen in Netzwerken visualisiert oder modelliert werden?

Im Rahmen der geplanten Tagung will der Arbeitskreis Netzwerke und Kultur der Deutschen Gesellschaft für Netzwerkforschung (DGNet) in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Musiktheater (fimt) diese Interdependenzen zwischen Netzwerken, Performanz und Kultur fokussieren. Wir laden dazu ein, Forschungsarbeiten aus diesem Spektrum im Plenum vorzustellen oder in kollegialen Werkstattgesprächen zur Diskussion zu stellen. Das Tagungsprogramm wird gerahmt von Keynote-Beiträgen der Theaterwissenschaftlerin und Philosophin Anna Seitz und des Medien- und Netztheoretikers Dr. Sebastian Gießmann. Die Möglichkeit zur Publikation der Vorträge in einem Sammelband der Reihe Thurnauer Schriften besteht.
Bitte senden Sie ihren Vorschlag für einen aktiven Beitrag in Form eines Abstracts von max. 500 Wörtern zusammen mit Kurz-CV bis zum 2. September 2019 per E-Mail an: Thurnau2019@gmail.com.

Bitte geben Sie auch an, ob der Beitrag als Vortrag, Werkstattgespräch oder beides eingeordnet werden soll. Allen Interessierten steht darüber hinaus die passive Teilnahme offen. Um vorherige Anmeldung an Thurnau2019@gmail.com wird gebeten. Reisekosten können nicht erstattet werden, eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.

Dr. Philip Roth
Koordinator WissProKMU – Zukunft der Arbeit: Gestalten und Vernetzen
Lehrstuhl für Technik- und Organisationssoziologie (STO)
RWTH Aachen University
Eilfschornsteinstr. 7
52062 Aachen

Telefon: +49 241 80 96312
Mobil: +49 171 350 1910
Fax: +49 241 80 92389
E-Mail: proth@soziologie.rwth-aachen.de

http://www.wissprokmu.de/de/wissprokmu.html

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Download: Kurzinformation „Neue Wege für legale Migration nach Europa: Die Europäische Union im Spannungsfeld zwischen Rhetorik, begrenzten Kompetenzen und mitgliedstaatlichen Interessen“ des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR)

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration (SVR) in Berlin hat Ende Juni eine Kurzinformation mit dem Schwerpunkt „Neue Wege für legale Migration nach Europa: Die Europäische Union im Spannungsfeld zwischen Rhetorik, begrenzten Kompetenzen und mitgliedstaatlichen Interessen“ veröffentlicht.

Die Förderung legaler Migration zu Erwerb- und Ausbildungszwecken wird rhetorisch als Kernbestandteil einer umfassenden Migrationspolitik dargestellt, im Sinne eines breit angelegten Migrationsmanagements in Kooperation mit Drittstaaten – die Kompetenz der EU in der auswärtigen Migrationspolitik wird durch die Mitgliedstaaten jedoch eingeschränkt. Diese Kurzinformation zeigt die Widersprüchlichkeiten bei der internen und externen Gestaltung der EU-Politik im Bereich der legalen Migration auf. Eine vollständige Harmonisierung dieses Politikfelds ist aus Sicht des SVR-Forschungsbereichs außer Reichweite. Dennoch sollten die EU und ihre Mitgliedstaaten den Mehrwert gemeinsamer Initiativen besser herausstellen und ihre Versprechen, legale Migration zu Erwerbs- und Ausbildungszwecken zu fördern, mit Substanz hinterlegen.

Die Publikation ist Teil des Projekts „Legale Migration zu Erwerbs- und Ausbildungszwecken: Mobilitätsoptionen nach Europa für Personen ohne Schutzperspektive”.

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Zur Kurzinformation des SVR Forschungsbereichs

29.09.-02.10.19: Jahrestagung der Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie „Das Ende der Aushandlungen?“ an der Universität Konstanz

Die Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie veranstaltet vom 29. September bis 2. Oktober an der Universität Konstanz ihre diesjährige Jahrestagung mit dem Schwerpunkt „Das Ende der Aushandlungen?“.

Dass Wirklichkeitskonstruktionen und Bedeutungszuschreibungen sozial verhandelt werden, ob während religiöser Zeremonien, in Flüchtlingslagern oder in naturwissenschaftlichen Labors, ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem konzeptionellen Grundbestand ethnologischen Arbeitens geworden. Jedoch lässt sich feststellen, dass nur äußerst selten ausbuchstabiert wird, was mit dem Begriff der sozialen Aushandlung gemeint ist. Der theoriegeschichtliche Hintergrund dieses Begriffs bleibt meist ebenso implizit wie die Antwort auf die Frage, um welche spezifische Form der soziokulturellen Praxis es sich dabei handelt. Auch wenn Einigkeit darin zu bestehen scheint, dass der Begriff der sozialen Aushandlung auf die Existenz heterogener Perspektiven auf die Welt verweist und zugleich die Annahme zum Ausdruck bringt, dass Realität von den Menschen nicht einfach vorgefunden, sondern von ihnen interaktiv gemacht wird, birgt diese fehlende Konkretisierung die Gefahr in sich, soziale Aushandlung zu einem Platzhalter für vage Ideen über die gesellschaftliche Koproduktion von Wirklichkeit verkommen zu lassen.

Während sich die 1990er Jahre noch durch eine gewisse Globalisierungseuphorie auszeichneten, in der die Möglichkeit einer globalen Entgrenzung sozialer Aushandlungsprozesse in greifbare Nähe gerückt zu sein schien, sind die sich durch die Globalisierung einstellenden sozialen Verwerfungen heutzutage nicht mehr zu übersehen. Die Vorstellung, dass ein globaler Austausch zum Entstehen einer weltweiten Ökumene führen könnte, macht zunehmend dem Bewusstsein Platz, dass existierende oder erst entstehende Formen der Ungleichheit, der Exklusion, Abschottung und Verhärtung neue Begrenzungen befördern. Diese betreffen auch die Frage, mit wem, unter welchen Bedingungen, in welcher Weise und mit welchen Zielsetzungen soziale Aushandlungen betrieben werden – wenn überhaupt. Prozesse der Polarisierung und ideologischen Schließung erlangen dabei auch in den innerstaatlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen eine erhöhte Virulenz. Unter identitätspolitischem Rückbezug auf unterschiedliche Formen der sozialen oder kulturellen Distinktion entstehen dadurch disjunkte und introvertierte Räume der sozialen Aushandlung, die sich – beispielsweise in den fragmentierten Öffentlichkeiten der Sozialen Medien – gegenseitig kaum zur Kenntnis nehmen oder auch jegliche Dialogmöglichkeit davon abhängig machen, dass den eigenen Maßgaben gefolgt wird.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, die Potentiale und Limitationen des Begriffs der sozialen Aushandlung anhand einer empirienahen Beschäftigung mit der thematischen und regionalen Bandbreite ethnologischer Gegenstandsbereiche herauszuarbeiten. Dabei greift sie die semantische Doppeldeutigkeit des Tagungstitels auf, um sich zum einen der Frage zu widmen, was von sozialen Akteur_innen in bestimmten Situationen und Kontexten als ‘nicht verhandelbar’ gesetzt wird, sei es aus strategischen Erwägungen, weltanschaulichen Überzeugungen oder aufgrund (über)lebenswichtiger Grundsicherungen. Zum anderen geht es darum, jene Praktiken zu untersuchen, mittels derer die potentiell unbegrenzten Dynamiken sozialer Aushandlungen durch Akte der Schließung zu einem Ende gebracht werden – auch wenn diese Schließung gegebenenfalls nur provisorischen Charakter hat und zu einem späteren Zeitpunkt revidierend zur Disposition gestellt wird. Hierin inbegriffen sind beispielsweise die provisorische Übereinkunft als Möglichkeitsplattform für zukünftige Interaktionen, machtvolle Akte der Institutionalisierung und Vergesetzlichung, aber auch der radikale Entzug von Verhandlungsbereitschaft. Ein solch doppeldeutiger inhaltlicher Fokus auf das ‘Ende der Aushandlungen’ erlaubt nicht nur neue empirische Einsichten, sondern auch eine eingehende epistemologische, methodologische und theoretische Reflektion des ethnologischen Arbeitens.

Vor diesem Hintergrund sind die Tagungsteilnehmer_innen eingeladen, sich in ihren Beiträgen mit den Formen der Schließung sozialer Aushandlungsprozesse und/oder mit jenen Aspekten zu beschäftigen, die von bestimmten Akteur_innen als ‘nicht verhandelbar’ gesetzt werden. Aspekte des Nicht-Verhandelbaren können beispielsweise formuliert werden mit Bezug auf religiöse Orthodoxien (z.B. christliche, hinduistische oder islamische Fundamentalismen); politische Ideologien und Idealtypen der Bürokratie (z.B. Nationalismus; Trennung von Amt und Person); identitätspolitische Setzungen (z.B. Autochtonie; kulturelles Erbe; Rasse); Mindestanforderungen im Bereich der wirtschaftlichen Subsistenz, der Mensch-Umwelt-Beziehung (z.B. Klimawandel) oder der menschlichen Sicherheit (z.B. das weit gefasste Konzept der human security); ethische Bewertungen und moralische Legitimationen (z.B. in medizinischen Praktiken und in der Freiwilligenarbeit); dogmatisch formulierte Menschenbilder (z.B. in Menschenrechtsdiskursen und im Humanitarismus); wirtschaftspolitische Leitlinien (z.B. einer neoliberalen Ausrichtung); als standardisiert gesetzte Formen der Kommunikation (z.B. bei der alternative conflict resolution); und das Postulat einer ‘radikalen Alterität’ (wie sie in dem ontological turn zugeordneten und feministischen Studien formuliert bzw. kritisiert wurden).

Bei der ethnographischen Beschäftigung mit solchen Aspekten ist interessant, aufgrund welcher Bedingungen und zugeschriebenen Eigenschaften sie für bestimmte soziale Akteur_innen als ‘nicht verhandelbar’ gelten, sprich, wie ihre Nicht-Verhandelbarkeit hergeleitet und begründet wird. Auch ist zu fragen, wie Verhandelbarkeit und Nicht-Verhandelbarkeit im Verlauf konkreter Praktiken gegeneinander abgewogen werden und wie mit konfliktreichen Konfrontationen zwischen divergierenden Setzungen des Nicht-Verhandelbaren umgegangen wird. Ebenso sind in diesem Zusammenhang gegenläufige Prozesse von Interesse, nämlich wenn die von einigen Akteur_innen behauptete Nicht-Verhandelbarkeit eines Aspektes von anderen hinterfragt oder praktisch unterlaufen und dadurch zur Disposition gestellt wird. Schließlich ist mit dem Tagungsthema eine selbstreflexive Komponente ethnologischen Arbeitens angesprochen, denn begreift man Feldforschung als einen Aushandlungsprozess zwischen Ethnograph_in und Ethnographierten, so ist hier immer wieder zu beobachten, dass bestimmte Prämissen der Interaktion, etwa solche forschungsethischer oder identitätspolitischer Natur, als ‘nicht verhandelbar’ gesetzt werden. Zusätzlich zu der Untersuchung in den spezifischen ethnographischen Feldern sind folglich auch Tagungsbeiträge höchst willkommen, die sich mit den epistemologischen, methodologischen sowie forschungsethischen und -praktischen Herausforderungen dieses Themas beschäftigen.

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