Das Moldova-Institut Leipzig e.V. in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Moldauischen Universität (USM) 2021 eine Sommerschule für deutsche Studierende, die vom 22. August bis 12. September 2021 in Chişinău (Republik Moldau) und Czernowitz (Ukraine) stattfinden wird.
Die diesjährige Sommerschule widmet sich dem Thema „Identitätsdiskurse in multikulturellen Räumen: Republik Moldau und Bukowina“ und greift dabei interdisziplinäre Perspektiven auf u.a. Identitäts-,
Minderheiten- und Sprachpolitik sowie deren historische Genese und aktuelle Praxis auf.
Identität ist in der Republik Moldau und der Ukraine ein hochbrisantes Thema. In den multiethnischen und mehrsprachigen Regionen beider Länder gibt es Formen sprachlicher Identifikation von besonderer Komplexität, die durch Verschiebungen der Staatsgrenzen, mehrfachen Wechsel der Staats- bzw. Herrschaftssprachen und demographische Veränderungen entstanden sind. So hat z. B. die schon im 19. Jahrhundert multiethnische Bevölkerung der Nordbukowina (heute Region Tscherniwzi) im 20. Jahrhundert nacheinander vier Staatssprachen erlebt: Deutsch bis 1918, Rumänisch bis 1944, Russisch bis 1990, seitdem Ukrainisch. Damit verbunden hat sich der soziokulturelle Status einer jeden der hier gesprochenen Sprachen jeweils anders entwickelt. Es gibt zahlreiche Zeugnisse (Tagebücher, Romane und Filme) dazu, wie die sprachpolitischen Verwerfungen individuell erlebt worden sind, wie die Mechanismen sprachlicher Hegemonie über Sprache funktionier(t)en und auf die Betroffenen wirken. Die Sommerschule verfolgt das Ziel, die Teilnehmenden mit den Identitätsdiskursen in der Republik Moldau und Bukowina (Ukraine) bekannt zu machen und ihnen Einblicke zu geben, wie die Identitätsbestimmung u.a. mittels Sprache in diesen Ländern funktioniert.
Im Rahmen der Sommerschule wird auch die Frage diskutiert, ob die durch die europäische Integration bedingten Veränderungen in der politischen Realität zu einem Wandel der Identitätskonstruktionen geführt hat. Nach einführenden Überblicken zur Geschichte der Republik Moldau und zur Relevanz der Sprache(n) für die Identitätsbildung, zu den politischen Rahmenbedingungen und den Identitätsdiskursen, zudem zur ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung, werden in Expertengesprächen, Arbeitsgruppensitzungen und bei Besuchen einschlägiger Institutionen vor allem die Herausforderungen bei der Konsolidierung der Gesellschaft erörtert, die sich aus den jüngsten politischen und sozialen Entwicklungen ergeben. Fragestellungen
Im Rahmen der Sommerschule, die wir in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Geschichte und Philosophie der Moldauischen Staatlichen Universität (USM) organisieren, werden vor allem folgende Fragen diskutiert:
Welche Auswirkungen hatten russische, rumänische und sowjetische Herrschaft auf die Identitätsdiskurse in den multiethnischen Regionen?
Wie erfolgt(e) die Konstruktion von ethnischen Identitäten? Worin liegen die Gründe für Sprachkonflikte?
Inwieweit sind ethnische Minderheiten im öffentlichen Diskurs präsent? Welches (positive wie auch negative) Potential birgt die multiethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Republik Moldau und der Bukowina?
Inwieweit spielt die Frage nach der geopolitischen Ausrichtung der Republik Moldau eine Rolle bei der Identitätsbildung? Das Programm der Sommerschule besteht aus einem Sprachkurs Rumänisch (Anfänger und Fortgeschrittene) im Gesamtumfang von 40 Unterrichtseinheiten außerdem aus einem breiten Angebot an Institutionsbesuchen, Vorträgen und Gesprächen unter Beteiligung von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren, Nichtregierungsorganisationen sowie Historikern, Politologen, Soziologen und Sprach- und Kulturwissenschaftlern. Ergänzt wird dies durch Gruppendiskussionen und Aufgaben zur eigenständigen Bearbeitung. Für die Teilnahme an der Sommerschule werden durch die USM 5 ECTS vergeben. Kursgebühren und sonstige Kosten Die Gesamtkosten für Sprachkurs, Vortrags-, Besuchs- und Exkursionsprogramm, Unterkunft, Verpflegung (HP sowie Begrüßungs- und Abschlussessen) betragen auf 1200 €. Hinzu kommen Aufwendungen für Abendessen und die An- und Abreise nach/ von Chișinău, die von den Teilnehmern selbst organisiert werden. Für Studierende besteht die Möglichkeit einer Förderung durch den DAAD, bei dem der für diese Sommerschule vorgesehene Betrag erfragt werden kann.
Darüber hinaus freuen wir uns auch über Bewerbungen von Studierenden, Berufseinsteigern und anderen Interessenten, die ihre Teilnahme privat finanzieren. Bewerbungsunterlagen Die vollständige Bewerbung muss folgende Unterlagen enthalten und beim Moldova-Institut Leipzig e.V. in elektronischer Form eingereicht werden:
lückenloser tabellarischer Lebenslauf
Immatrikulationsbescheinigung
Motivationsschreiben (1 Seite)
Empfehlungsschreiben eines Hochschullehrers
Selbsteinschätzung (formlos) der rumänischen Sprachkennntisse (keine Kenntnisse / erste Kenntnisse / fortgeschrittene Kenntnisse) Förderung
An deutschen Hochschulen immatrikulierte Studierende können sich im Rahmen des Go-East-Sommerschulprogramms beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) um ein Stipendium bewerben. Das Stipendium setzt sich zusammen aus Stipendienrate (zur Deckung der Aufenthaltskosten), Reisekostenzuschuss und Kursgebühren. Weitere Informationen dazu finden Sie unter https://www.daad. de/de/im-ausland-studieren-forschen-lehren/ praktika-im-ausland/goeast/ Das zweigleisige Bewerbungsverfahren sieht vor, dass Interessenten sich parallel bei der Sommerschule um eine Zulassung und beim DAAD bewerben.
Kontakt:
Moldova-Institut Leipzig e.V.
Universität Leipzig
Moldova-Institut Leipzig e.V.
Ritterstr. 24
04109 Leipzig
Fax: 0341 97 302 49
Tel.: 0341 97 334 97