Die Herausgeber von polylog Zeitschrift für Interkulturelles Philosophieren laden InteressentInnen herzlich dazu ein, Abstracts (ca. 2000 Zeichen) bis 30. Juni für das Heft Nr. 44 einzureichen, die den Dialog zwischen Interkultureller Philosophie und Entwicklungstheorie betreffen. Fragen beantworten Ihnen Franz Gmainer-Pranzl und Julia Schoenenberger unter 44@polylog.net. Voraussichtliches Erscheinungsdatum: Dezember 2020.
Interkulturelle Philosophie nahm von Anfang an eine globale Perspektive ein; sie bemühte sich darum, „in die philosophischen Diskurse Beiträge aller Kulturen und Traditionen als gleichberechtigte einzuflechten, also nicht bloß vergleichende nebeneinander zu stellen, sondern so in einen offenen gemeinsamen Raum zu bringen, dass alle Positionen in diesem Polylog für Veränderungen offen gehalten bleiben“ (Konzept der Zeitschrift POLYLOG).
Die globale Dimension Interkulturellen Philosophierens zeigt sich besonders im Bemühen darum, Beiträge von Philosophinnen und Philosophen aus den Ländern des „Globalen Südens“ sichtbar zu machen, koloniale Prägungen und neukoloniale Verhältnisse in der philosophischen Arbeit zu kritisieren, ein differenziertes Verständnis von „Kultur“ auszubilden sowie ein kritisches, nichthegemoniales Konzept von „Universalität“ zu erarbeiten. Die globalen Spannungen zwischen Nord und Süd, Strukturen der Ungerechtigkeit und Exklusion sowie die Erfahrungen von Armut, Ausbeutung, Klimawandel und Migration, von denen vor allem Menschen der südlichen Hemisphäre betroffen sind, prägen auch Inhalte und Methoden der Philosophie – dafür entwickelt Interkulturelles Philosophieren eine besondere Aufmerksamkeit.
Von daher weist Interkulturelles Philosophieren eine besondere Nähe zum Problembewusstsein kritischer entwicklungstheoretischer Ansätze auf. Insbesondere post- und dekoloniale Perspektiven sowie Post-Development-Ansätze teilen die Blickweise Interkulturellen Philosophierens auf asymmetrische Macht-/Wissensstrukturen und strukturelle Ungerechtigkeiten in „Entwicklungs“-Diskursen, die durch ein westliches Modernitätsverständnis geprägt wurden. Sie betrachten Zusammenhänge von Kapitalismus, Kolonialismus und „Entwicklung“ und stellen fortbestehende hegemoniale Strukturen grundlegend in Frage.
Ein Dialog zwischen Interkultureller Philosophie und Kritischer Entwicklungstheorie ist tatsächlich überfällig und kann beide Disziplinen bereichern: Interkulturelle Philosophie gewinnt durch die Auseinandersetzung mit sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschung einen stärkeren empirischen Bezug zu Fragen des Globalen, und die (Kritische) Entwicklungstheorie wird sich der philosophischen Voraussetzungen bestimmter Politik- und Globalisierungskonzepte deutlicher bewusst. Heft 44 von „Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren“ möchte das Gespräch zwischen beiden Disziplinen aufnehmen und lädt Vertreterinnen und Vertreter der Interkulturellen Philosophie sowie der Kritischen Entwicklungstheorie ein, sich u.a. mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen:
* Worin könnten Lerneffekte, neue Einsichten, Veränderungen der eigenen Sichtweise usw. durch den interdisziplinären Dialog zwischen Interkultureller Philosophie und (Kritischer) Entwicklungstheorie bestehen?
* Welche kritischen Perspektiven auf „globale Entwicklung“ können von beiden Disziplinen gewonnen werden?
* Welche Impulse für kritische globale Bildung lassen sich aus dem Gespräch zwischen Interkultureller Philosophie und Kritischer Entwicklungstheorie gewinnen?
* Inwiefern stellen das Post-Development-Paradigma bzw. das Konzept eines Polylogs der Traditionen wichtige Bezugspunkte und Vermittlungsmöglichkeiten dar, um Anliegen der Interkulturellen Philosophie sowie der (Kritischen) Entwicklungstheorie in einem interdisziplinären Dialog umzusetzen?
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