Die nächste Jahrestagung DaF/DaZ wird vom Team der Abteilung Deutsch als Fremdsprache der Universität Marburg in Kooperation mit dem Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (FaDaF e.V.) vom 26.-28. März 2020 ausgerichtet. Wie in den vergangenen Jahren werden Vorträge und Workshops in den folgenden vier Themenschwerpunkten (TSP) und zwei Praxisforen angeboten:
TSP 1: Lernersprachenanalyse. Von der Beschreibung lernersprachlicher Merkmale zur Optimierung gesteuerter Erwerbsprozesse:
Im Rahmen dieses breitgefächerten Spektrums der Lernersprachenanalyse laden wir herzlich zur Einreichung von Beiträgen ein, die den skizzierten Gegenstandsbereich hinsichtlich des Deutschen als Lernersprache weiter erschließen und insbesondere auf folgende Forschungsfragen eingehen:
* Welche Besonderheiten kennzeichnen das Deutsche als Lernersprache, z.B. hinsichtlich schwer erlernbarer Phänomene oder unterschiedlicher inter- und intralingualer Transferprozesse?
* Wie bedingen innere und äußere Einflussfaktoren wie Kommunikationskontexte (gesteuert/ungesteuert, Zweitsprache/Fremdsprache, schriftlich/mündlich), Alter, Sprachlerneignung, Selbststeuerung und Sprach(lern)bewusstsein den lernersprachlichen Entwicklungsprozess?
* In welchem Verhältnis stehen lernersprachliche Erwerbsfolgen und Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen des sprachlichen Aneignungsprozesses (z.B. Grammatikerwerb, Flüssigkeit, Komplexität, Angemessenheit, Handlungsflexibilität) zueinander?
* Welche kommunikativen Zwecke können Lernende in verschiedenen Stadien lernersprachlicher Entwicklung im Unterricht und in außerschulischen Handlungskontexten erfüllen?
* Welche Rolle spielen Lernersprachen im Zusammenhang mit didaktischen und methodischen Überlegungen? Wie können Befunde aus der Lernersprachenanalyse für den Fremdsprachenunterricht nutzbar gemacht werden?
* Welche methodischen Verfahren der Erhebung, Aufbereitung und Auswertung lernersprachlicher Daten bieten sich für welche Forschungsfragen und Zielgruppen an?
* Wie kann die Effizienz spezieller Vermittlungsmethoden gemessen werden?
* Welche Wirkung haben lernersprachliche Phänomene (z.B. phonetische Abweichungen oder grammatische Fehler) auf die Wahrnehmung und Beurteilung der Lernenden durch kompetente SprecherInnen der Zielsprache?
TSP 2: Berufs-, Bildungs- und Wissenschaftssprache. Anspruch, Vorgaben und Wirklichkeit:
Wer sich Deutsch als Berufs-, Bildungs- oder Wissenschaftssprache aneignet, tut dies zumeist mit Blick auf bestimmte Berufs-, Studien- und Ausbildungsziele. Das Erreichen dieser Ziele ist häufig an sprachliche Mindestanforderungen gebunden, die von Bildungsinstitutionen und zum Teil auch von Arbeitgebern meist unter Verwendung der Niveaustufen des GER vorgegeben werden. Dabei kommt es häufig zu Diskrepanzen zwischen den institutionell festgeschriebenen und den tatsächlich benötigten berufs-, bildungs- und wissenschaftssprachlichen Kompetenzen.
Unter diesem Tagungsschwerpunkt sollen Ansprüche, Vorgaben und sprachpraktische Wirklichkeit in verschiedenen institutionellen und arbeitsmarktlichen Kontexten thematisiert und einander gegenübergestellt werden. Sprachstrukturelle, sprachdidaktische und sprachpolitische Überlegungen stehen dabei im Mittelpunkt. Erwünscht sind Beiträge zu den folgenden Fragestellungen:
* Wie verhalten sich die Konzepte von Berufs-, Bildungs- und Wissenschaftssprache zueinander und zur Alltagssprache? Wie lassen sie sich terminologisch, systematisch und theoretisch abgrenzen bzw. zueinander ins Verhältnis setzen?
* Welche sprachlichen Charakteristika weisen Berufs-, Bildungs- und Wissenschaftssprache auf? Welche sprachstrukturellen Unterschiede gibt es, auch im Vergleich zu den Herkunftssprachen?
* Welcher Bedarf besteht hinsichtlich deutscher Sprachkenntnisse in den jeweiligen Fächern, Disziplinen, Berufsfeldern? Wie unterscheidet sich der Bedarf institutionenspezifisch (Universitäten, Hochschulen, Bildungsträger, Wirtschaftsunternehmen, Schulen)?
* Wie wird zwischen den verschiedenen Etappen eines Bildungsprozesses unterschieden?
* Wie werden im Sinne einer Teilnehmerorientierung auch subjektive Bedarfe von Sprachlernenden in Bezug auf den Auf- und Ausbau ihrer sprachlichen Handlungskompetenz eingebunden?
* Wie werden im gesteuerten Erwerb von Berufs-, Bildungs- und Wissenschaftssprache Lernziele definiert und Kompetenzen beschrieben? Welche Sprachniveaus gemäß GER werden im deutschsprachigen Raum für Schule, Studium und Beruf gefordert, und welche Unterschiede bezüglich der Niveau-Vorgaben gibt es?
* In welchem Verhältnis stehen theoretisch formulierte Ansprüche bezüglich bestimmter Sprachniveaus und tatsächliche sprachpraktische Anforderungen zueinander? Inwiefern wird berücksichtigt, dass es in der Praxis oftmals große Unterschiede zwischen den tatsächlich erforderlichen rezeptiven und produktiven sprachlichen Kompetenzen gibt?
* Welche diagnostischen Verfahren der Sprachstandserhebung bieten sich an, um förderbedürftige Sprachbereiche zu identifizieren und Sprachstände im berufs-, bildungs- und wissenschaftssprachlichen Erwerbsprozess zu dokumentieren? Welche Qualitätsmerkmale und Gütekriterien bedingen die Auswahl geeigneter Verfahren?
* Welche Vermittlungskonzepte und Lehrmaterialien eignen sich für den Erwerb der jeweils charakteristischen sprachlichen Strukturen? Wie könnten diese für die Lehrwerksentwicklung und Lehrkräftequalifizierung genutzt werden? Gibt es Kriterien zur Entwicklung und Evaluation solcher Konzepte und Materialien?
* Welche expliziten – oder evtl. auch impliziten – sprachpolitischen Positionen zum Stellenwert des Deutschen bzw. zu den sprachlichen Zugangsvoraussetzungen für Hochschulen, Aus- und Weiterbildungsinstitutionen gibt es?
TSP 3: Professionalisierung von Lehrkräften und digitale Kompetenzen:
Im Themenschwerpunkt 3 „Professionalisierung von Lehrkräften und digitale Kompetenzen“ möchten wir aktuelle Ansätze der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern für Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache diskutieren. Dabei sollen die mit der zunehmenden Digitalisierung von Lehr-/Lernprozessen in Schule und Erwachsenenbildung anstehenden Herausforderungen in besonderem Maße adressiert werden. Es sind jedoch auch weitere Aspekte von Professionalisierung erwünscht, z.B. die sich auf der Basis von Modellen mit den professionellen Kompetenzen von Lehrpersonen in DaF und DaZ beschäftigen. Mögliche Fragen, zu denen Beiträge eingereicht werden können, sind:
* Welche aktuellen Entwicklungen im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung von DaF/DaZ-Lehrkräften sind zu verzeichnen und wie werden sie beforscht?
* Welche digital gestützten Formate gibt es im Bereich der DaF/DaZ-Lehrkräfteausbildung? Wie sind diese aufgebaut und in welcher Beziehung stehen sie zur Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte?
* Welchen Stellenwert hat Lehrkräfteprofessionalisierung in aktuellen bildungspolitischen Diskussionen (z. B. curriculare Entwicklungen in der akademischen Lehrkräftebildung, Rezeption von DigiCompEdu, GeR)?
* Welchen Einfluss hat die eigene professionelle Wahrnehmung auf die Kompetenzentwicklung? Wie wird DaF/DaZ-Lehrkräfteprofessionalisierung theoretisch sowie methodisch-methodologisch erfasst?
* Welche medien- und/oder fachdidaktischen Kompetenzen benötigen angehende DaF/DaZ-Lehrkräfte?
TSP 4: Kulturelles Lernen im DaF- und DaZ-Unterricht: reflexiv oder normativ orientiert?
In der TSP-Arbeit möchten wir den aktuellen Stand der Diskussion zu Landes- und Kulturkunde-Konzepten im DaF/DaZ Unterricht kritisch reflektieren und im Diskurs um die explizit geforderte (etwa in den Orientierungskursen des BAMF) und implizit praktizierte Wertevermittlung verorten. Die Interdependenz von Sprach- und Kulturlernen stellt eine der Grundannahmen des GER (2001: 17) dar („dass sich die Spracherfahrung eines Menschen in seinen kulturellen Kontexten erweitert“) und wird von der DaF/DaZ-Forschung seit mindestens zwei Jahrzehnten deklariert und immer wieder bekräftigt. Länderübergreifend betrachtet ist die Vermittlung der kulturellen Dimension von Sprache jedoch weder fest noch einheitlich in den Rahmencurricula und Lehrplänen verankert. Darüber hinaus koexistieren zahlreiche Kulturbegriffe. Dasselbe gilt für die Definition von Werten.
Als prosoziale Orientierung, die die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens bildet, sind Werte situativ durch soziale, kulturelle und historische Kontexte bedingt und damit veränderlich und verhandelbar. Entsprechend vielfältig sind die Ansichten darüber, ob, in welchen Unterrichtsformaten und auf welche Weise Wertevermittlung im (landes- und kulturkundlichen) DaF/DaZ-Unterricht erfolgen kann und soll. Das Spektrum reicht von normativer Kultur- und Wertevermittlung bis zu verschiedenen Formen diskursiven, kulturreflexiven Lernens. Fragestellungen und Forschungsergebnisse in diesem Spannungsfeld sind für den TSP besonders interessant, z.B.:
* zur systematischen (nicht exemplarischen) Analyse der Rahmenbedingungen und Inhalte (z.B. Lehrpläne, Curricula, Lehrwerke) von Landes- und Kulturkunde im DaF/DaZ-Unterricht
* zur empirischen Erforschung (z.B. Beobachtungen von Unterrichtssettings; Schüler und Lehrerverhalten, -interaktion und -einstellungen [attitudes, beliefs] usw.)
* zur Theoriebildung und Evaluation theoretischer Konzepte im Bereich Landes- und Kulturkunde sowie der Wertevermittlung
* zu evaluierten Ansätzen zur Umsetzung von Landes- und Kulturkunde-Konzepten in der Praxis bzw. aus der Praxis
* zu konzeptionellen und/oder evaluierten Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften.
Praxisforum A: Unterricht:
Das Forum versteht sich zum einen als Plattform reflektierter Praxis für die Vorstellung und Diskussion von erprobten Unterrichtsentwürfen und zum anderen als Plattform neuer didaktischer Ansätze und Projekte, deren Ergebnisse für die Unterrichtspraxis im In- und Ausland von besonderer Relevanz sind. Im Fokus steht diesmal das Thema Best / Practice Digitalisierung.
Digitale Medien sind heutzutage aus einem handlungs- und lernerorientierten Fremdsprachenunterricht nicht mehr wegzudenken. Ihr Einsatz im DaF-/DaZ-Unterricht führt zum Entstehen einer neuen Lernkultur, die wiederum neue Lernchancen mit sich bringt. Eine Voraussetzung für ihren sinnvollen, effizienten und zielgruppengerechten Einsatz ist eine solide Medienkompetenz der Lehrkräfte sowie die Reflexion des Umgangs mit digitalen Medien in und außerhalb des Unterrichts.
In Ihrem Beitrag können Sie im Praxisforum A „Best / Practice Digitalisierung“ z.B. auf folgende Fragen eingehen:
* Welche Projekte mit dem Einsatz digitaler Medien sind im DaF-/DaZ-Unterricht möglich?
* Welche digital gestützten Lehr- und Lernszenarien sind im Hochschul- bzw. Schulbereich denkbar?
* Wie kann man das Mobile Learning effizient in den DaF-/DaZ-Unterricht integrieren bzw. welche Zusatzangebote sind sinnvoll?
* Wie kann man der Heterogenität im Klassenraum durch digitale Medien begegnen?
* Welche Potenziale haben digitale Medien für die Aus- und Weiterbildung von DaF-Lehrkräften im Ausland?
* Welche e-Twinning-Projekte sind besonders erfolgreich?
* Welche Ansätze gibt es zur Vermittlung von Sprachkompetenzen über Soziale Medien (Facebook, Instagram etc.)?
* Wie können digitale Medien im berufsorientierten Unterricht im In- und Ausland genutzt werden?
Aber auch andere unterrichtsrelevante Themen mit Bezug zur Digitalisierung sind im Forum willkommen.
Praxisforum B: Beruf und Qualifizierung:
Dieses Forum versteht sich als Angebot zur Weiterqualifikation sowohl von DaF-/DaZ-AbsolventInnen, seien sie als LehrerInnen, als WissenschaftlerInnen oder in anderen DaF-/DaZ-relevanten Arbeitsfeldern beschäftigt. Für Praxisforum B können keine Vortragsvorschläge eingereicht werden. Es werden gezielt ReferentInnen angeworben.
Zum Call for Papers auf der Hompage der Jahrestagung