Inwiefern sind Betriebe in Deutschland bereit, ihre Stellen mit ausländischen Fachkräften zu besetzten? Dieser Frage geht die Autorin Alexandra Mergener in ihrer Dissertation „Zuwanderung in Zeiten von Fachkräfteengpässen auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ nach und untersucht entscheidende Faktoren im Einstellungsprozess. Welchen Einfluss haben Engpässe bei Stellenbesetzungen oder betriebliche Erfahrungen mit dem Anerkennungsgesetz? Welche Rolle spielen ausländische Abschlüsse, Nationalitäten, Sprachkenntnisse oder Berufserfahrungen? Ihre Analysen basieren u.a. auf Faktoriellen Surveys zur Messung von Rekrutierungsentscheidungen im Betrieb.
Mit dem im Jahre 2012 verabschiedeten Anerkennungsgesetz hat die Bundesregierung einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen geleistet. Auch die damit bereits vorhandenen betrieblichen Erfahrungen und deren Einfluss auf die Beschäftigungschancen ausländischer Fachkräfte wurden systematisch evaluiert. Es zeigt sich, dass die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von Bildungsausländerinnen und -ausländern mit dem Ausmaß an Wissen sowie Erfahrungen der Arbeitgeber/-innen mit den Anerkennungsgesetzen steigt. Diese Erkenntnis ist nicht nur politisch, sondern auch für die Berufsbildungssysteme von besonderer Relevanz.
Neben der Bedeutung formaler Bildungszertifikate hat die Forschung von Frau Dr. Mergener zudem die Wichtigkeit von beruflicher Praxis und Sprachkompetenzen herausgestellt. Kenntnisse der deutschen Sprache genauso wie Berufserfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verbessern die Einstellungs- und Beschäftigungschancen von ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern entscheidend.
All diese Erkenntnisse hinsichtlich der Bewertung von Qualifikationen und Kompetenzen ausländischer Bewerber/innen seitens der Betriebe werden in der Arbeit in Zusammenhang mit den vielfach diskutierten Potenzialen zugewanderter Fachkräfte zur Entgegenwirkung von Engpasssituationen bei der Deckung von Qualifikationsbedarfen gestellt. Tatsächlich ist ein signifikanter Anstieg der Rekrutierungschancen von ausländischen Fachkräften zu beobachten, wenn es sich um eine in einem Engpassberuf zu besetzende Stelle handelt und ebenfalls, wenn im jeweiligen Betrieb konkrete Fachkräfteengpässe erwartet werden. Gleichzeitig muss jedoch festgestellt werden, dass ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern durchschnittlich schlechtere Einstellungschancen gewährt werden, wenn die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber in der Lage ist, aus einer Vielzahl an Bewerberinnen und Bewerbern zu wählen. Dahingehend gibt es demnach weiterhin Handlungsbedarf.
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