Im Fokus der 31. Ausgabe des Interculture Journal steht „Interkulturelle Kompetenz“. Es geht hierbei weniger um begriffliche Thematisierungen interkultureller Kompetenz als um die Diskussion von Verwendungszusam-menhängen in Forschung und Praxis. Dass „interkulturelle Kompetenz“ weniger ein genuin eigenständiges Konstrukt, sondern eher eine spezifische Qualität von Handlungskompetenz in überwiegend als unbestimmt erfahrenen Situationen darstellt, ist in den vergangenen Jahren unter anderem auch in Beiträgen des Interculture Journal aus unterschiedlichen Perspektiven umfänglich dargelegt worden. Dies erscheint vor dem Hintergrund der Paradigmenveränderungen interkultureller Forschung in jüngerer Zeit nur folgerichtig: Wenn Kultur und Interkulturalität begrifflich „neu gedacht“ werden, gilt dies konsequenterweise auch für interkulturelle Kompetenz. Deren „neues“ Verständnis scheint inzwischen weitgehend angekommen zu sein. In diesem Sinn gehen die Beiträge dieses Heftes mehr oder minder zur Tagesordnung über.
Der Arbeit am Begriff „Interkulturelle Kompetenz“ folgt die Arbeit mit dem Begriff, seine Exemplifizierung in unterschiedlichsten Anwendungsfeldern: Aus der Perspektive der Trainingsforschung gelangen Verena Piper, Augustino Mazziotta und Anette Rothmann auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung unter Diversity TrainerInnen zu der Schlussfolgerung, dass Kompetenzentwicklung aktuell stärker auf affektive als – wie bislang – auf ko-gnitive und verhaltensbezogene Faktoren bezogen ist. Christoph Barmeyer und Jenny Eberhardt beziehen ihre ebenfalls empirisch angelegte Studie auf internationale Wirtschaftskontexte und widmen sich der Frage, welche spezifischen Kompetenzen von Fach- und Führungskräften aus sog. Drittkulturen als relevant angesehen werden.
Abdelaziz Bouchara wertet in seinem Bericht zur Situation Geflüchteter an deutschen Hochschulen Ergebnisse einer qualitativen Befragung aus dem Sommersemester 2018 aus und kontextualisiert festgestellte Beeinträchtigungen von Studienleistungen und Lernerfolgen.Unter bildungswissenschaftlichen Gesichtspunkten erörtern Sabine Jungk und Andrea Nachtigall in ihrem Beitrag zur Wirkung von interkulturellen und interreligiösen Trainings an Schulen spezifische Aspekte der Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Abgerundet wird der thematische Teil des Heftes durch einen Praxisbericht, in dem Jürgen Bolten am Beispiel der digitalen Lernplattform „Glocal Campus“ die Bedeutung der Bereitschaft zum „Knowledge Sharing“ und zur jahrgangsübergreifenden Kollaboration für die Hochschullehre herausarbeitet.
Die Ausgabe wird ergänzt durch Rezensionen aus dem interkulturellen Bereich: Luisa Conti rezensiert Steffi Nothnagels Buch „Interkulturelles Lernen. Die Rekonstruktion kultureller Differenzerfahrungen auf Basis einer narrativen Längsschnittstudie“. Clifford H.Clarke stellt den von Elisabeth Vanderheiden und Claude-Hélène Mayer herausgegebenen Band „The value of shame: Exploring a health resource in cultural contextes“ vor vor und Jennifer Scheffler die von Rainer Hartmann und Felix Herle edierte Studie „Interkulturelles Management in Freizeit und Tourismus“. Julia Egbers befasst sich abschließend mit dem von Julia Reuter und Paul Mecheril konzipierten Sammelband „Schlüsselwerke der Mi-grationsforschung, Pionierstudien und Referenztheorien“.
Die Herausgeber bedanken sich an dieser Stelle bei allen Autorinnen und Autoren und freuen sich auf zahlreiche weitere Beiträge für zukünftige Ausgaben des Interculture Journal. Redaktionell bereits abgeschlossen ist das Themenheft „Afrika“ (Frühsommer 2019). Für ein Themenheft „Virtuelles Mentoring und Coaching“ (Frühjahr 2020) freuen wir uns auf Ihre Beiträge. Beachten Sie bitte auch den Open Call auf unserer Webseite im Bereich „Mitteilungen“.