Der Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) findet dieses Jahr vom 26.-28. September an der Universität Salzburg statt und geht der Frage nach dem Verhältnis, den Ursachen und den Konsequenzen von Dynamiken und Kontinuitäten nach: Welche Bereiche der Gesellschaft ändern sich tatsächlich, welche zeichnen sich durch Beständigkeit aus? Wie verlaufen Änderungsprozesse und warum können sich manche Strukturen den Dynamiken entziehen? Was sind Treiber für Veränderungen, welche Faktoren hemmen sie? Entspricht der Eindruck der Dynamik den sozialen Gegebenheiten oder gibt es eine selektive Wahrnehmung und Überbetonung des Wandels durch Soziologie, Medien und Politik?
Digitalisierung, Globalisierung, Prekarisierung, Alterung – aktuelle Befunde zu unserer Gesellschaft betonen den sozialen Wandel und in der Tat sind die Veränderungen in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft unübersehbar. Zugleich ist es eine soziologische Grunderkenntnis, dass Gesellschaften und ihre Teilbereiche – bei aller Dynamik und Veränderung – auch durch Beharrlichkeiten und Kontinuitäten gekennzeichnet sind. Paradoxerweise ergeben sich Kontinuitäten oft gerade durch jene Innovations- und Steigerungszwänge, die für moderne Gesellschaften typisch sind.
Die Themen Fluchtmigration, Zuwanderung und Integrationsherausforderungen sind in Europa omnipräsent und auch in Österreich haben sich insbesondere durch die Fluchtbewegungen der letzten Jahre öffentliche Auseinandersetzungen in Bezug auf die Ausrichtung der Integrationspolitik und des Sozialstaates neu entzündet. Rechtspopulistische Parteien nehmen geschickt auf aktuelle Bedrohungswahrnehmungen Bezug, die im Zuge der Komplexität globaler
Entwicklungen durch Gefühle der Orientierungslosigkeit, der Abstiegsangst und des Zukunftspessimismus erklärbar sind. Die aktuelle Migrationsdynamik in Europa dürfte derzeit immer noch eine entscheidende Triebfeder politischer Entfremdungsprozesse darstellen, jedoch werden gesicherte Befunde, inwieweit fremdenfeindliche Vorurteile europaweit oder österreichspezifisch tatsächlich ansteigen, erstaunlich wenig kommuniziert und berichtet.
Diese Session soll deshalb auf aktuelle Stimmungslagen der österreichischen Mehrheitsgesellschaft (Dynamiken der Vorurteilsbildung) Bezug nehmen und explizit aktuelle Studien und Trends zur Fremdenfeindlichkeit in den Vordergrund stellen.
Im Rahmen dieser Session interessieren insbesondere Studien zum zeitlichen Wandel der Fremdenfeindlichkeit in Österreich als auch neue Erkenntnisse zu relevanten Erklärungsfaktoren fremdenfeindlicher Vorurteile. Die Erkenntnisse zu Fremdenfeindlichkeit in Österreich können auch in einem größeren Rahmen (z.B. im Ländervergleich) eingebettet werden oder auf verwandte Themen (z.B. Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Autoritarismus und Rechtsextremismus) Bezug nehmen. Sie können quantitativ oder qualitativ ausgerichtet sein sofern sie sich explizit mit Dynamiken der Vorurteilsbildung auseinandersetzen. Insgesamt soll die Session dazu dienen, spezifische Diskussionen zum sozialen Wandel in Österreich anzuregen, indem das Feld der Ethnozentrismusforschung in Österreich neu gesichtet und zentrale Befunde im europäischen Vergleich eingeordnet werden.
Kontaktperson: Prof. Dr. Wolfgang Aschauer– Universität Salzburg, Abteilung Soziologie und Kulturwissenschaft – wolfgang.aschauer@sbg.ac.at
Bitte senden Sie einen aussagekräftigen Abstract Ihres geplanten Vortrags im Umfang von max. 400 Wörtern/3.000 Zeichen bis spätesten 31. März 2019 per Email an die angeführte Kontaktperson der Session. Über die Annahme werden Sie bis spätestens Ende April 2019 informiert.