Was bedeutet ›originell‹, ›neu‹ oder ›innovativ‹ in den Geistes- und Kulturwissenschaften? So schwierig eine Definition in diesen Disziplinen mit den ihnen eigenen Forschungsgegenständen ist, so sicher ist auch, dass erkenntnisgewinnende Originalität ein zentrales Qualitätskriterium darstellt.
Mit ihrer Initiative ›Originalitätsverdacht?‹ will die Stiftung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermutigen, Forschungsideen zu entwickeln, die gewissermaßen ›unter Originalitätsverdacht stehen‹. Sie fördert die erste Exploration eines neuen Gedankenpfades. In welcher Weise das Vorhaben originell sein soll, wird nicht vorgegeben: Das müssen die Antragsteller selbst überzeugend darstellen. Übliche Forschungsprojekte – so sehr sie auch die engere fachliche Expertise vorantreiben mögen – haben hier keine Chance.
Die Stiftung geht auch im Antrags- und Auswahlverfahren neue Wege: Das Verfahren ist schlank, schnell und innovativ. Erwartet wird, dass der Respons auf das Angebot dazu beiträgt, den Begriff der Originalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften zu schärfen.
Das Förderangebot:
Die Initiative zielt auf die Exploration von Vorhaben mit erkenntnisgewinnender Originalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Das Angebot beinhaltet zwei Förderlinien:
* Die Förderlinie 1 ›Komm! ins Offene …‹ greift ein Hölderlin-Zitat auf. Sie bietet der einzelnen Forscherpersönlichkeit die Möglichkeit, eine neue Idee, eine neue These oder ein neues Thema zu entwickeln und in einem Essay oder Traktat (auf ca. 80 bis 120 Seiten) darzulegen. Es geht um überraschende, kluge Einsichten, die – sprachlich anschaulich und klar formuliert – die Fachöffentlichkeit wie auch das breitere akademische und wissenschaftsinteressierte Publikum begeistern können.
Die einzelne Forscherpersönlichkeit kann mit bis zu 80.000 EUR für max. 1 Jahr gefördert werden.
* Die Förderlinie 2 ›Konstellationen‹ greift einen auch von Walter Benjamin verwendeten Begriff auf. Sie wendet sich an Projektteams, die sich gemeinsam einer neuen Forschungsidee widmen und deren Tragfähigkeit in einer Explorationsphase erkunden wollen. Das wichtigste Kriterium ist auch hier das Potenzial an erkenntnisgewinnender Originalität. Als Projektergebnis soll eine gemeinsame Fragestellung einschließlich der Entwicklung kohärenter Begrifflichkeiten oder Methoden(sets) in einer gemeinsamen Publikation (Aufsatz, Essay, Buch etc.) formuliert werden.
Für ein Projektteam mit bis zu vier Beteiligten können bis zu 150.000 EUR für max. 1½ Jahre zur Verfügung gestellt werden.
Die Zielgruppe:
Die Initiative ist offen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Promotion bis zum Ende der beruflichen Laufbahn. In Förderlinie 2 sind Anträge auch unter Beteiligung von internationalen Partnerinnen und Partnern willkommen. Voraussetzung ist, dass die Arbeiten zum Großteil an einer wissenschaftlichen Institution in Deutschland durchgeführt werden.
Die Auswahl:
Das Antragsverfahren ist mit wenig Aufwand verbunden: Ein Kurzantrag von drei Seiten und ein einseitiger Selbsteinschätzungsbogen genügen. Die Antragsprüfung kombiniert eine stiftungsinterne Vorauswahl mit der Begutachtung durch eine internationale Expertenjury. Durch die anonymisierte Begutachtung zählt allein die originelle Forschungsidee. Das Verfahren weicht auch in anderer Hinsicht vom traditionellen Peer-Review ab: In der Jury haben fachnahe und fachfremde Expertisen gleiches Gewicht. Die Entscheidung fällt innerhalb von 4 bis 5 Monaten nach dem Stichtag.
Die Auswahlkriterien:
* Das Potenzial an erkenntnisgewinnender Originalität: Was überrascht? Was begeistert?
* Die Relevanz des Themas für Wissenschaft, Öffentlichkeit und Gesellschaft
* Die Attraktivität der zu erwartenden Ergebnisse für die jeweiligen Zielgruppen
* Die Eignung des Vorhabens für das Förderformat
* Das Fehlen anderer Quellen für Vorbereitung oder Fördermittel für die Exploration der Forschungsidee
Kontakt:
Dr. Maximilian Räthel
Tel.: 0511-8381-345
Fax: 0511-8381-4345
Nataliya Moor
Tel.: 0511-8381-232
Fax: 0511-8381-4232