Die Veranstalter der Sektion „Migration und ethnische Minderheiten“ des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Berlin, der vom 14.-18. September 2020 stattfindet, laden Interessent*innen herzlich ein, Sektionsbeiträge zu dem Schwerpunkt “ Negotiating changing borders: European mobility, belonging and citizenship on an unsettled continent“ einzureichen.
Etliche Entwicklungen der letzten Jahre, angefangen von den aggressiven Grenzkontrollen gegen die Einwanderung von Geflüchteten, über das Aufkommen neuer populistischer Bewegungen, die offen ihren Hass gegenüber EuropäerInnen mit Migrationshintergrund ausdrücken, bis hin zum Austritt Großbritanniens aus der EU, verdeutlichen, dass Europas Grenzen wieder zu einem Konfliktpunkt geworden sind. Unter den genannten Entwicklungen ist Brexit sicherlich das deutlichste Zeichen für eine neue Instabilität und einen Wandel von Grenzen. Die Entwicklung hin zu einem protektionistischen Nationalismus hinterlässt eine deutliche Narbe für das europäische Projekt.
Während es in den letzten Jahrzehnten zwar viele Schritte hin zu einem neueren und breiteren Verständnis gegeben hat, was es heißt, europäisch zu sein, ist Brexit ein Zeichen dafür, dass auch alter Nationalismus wieder aufleben und rekonstruiert werden kann. Brexit führt also zu einer Re-definition von Grenzen – sowohl praktisch wie auch symbolisch. In dem Panel wollen wir uns daher mit den Konsequenzen von Brexit beschäftigen, für EU-MigrantInnen in Großbritannien wie auch für britische StaatsbürgerInnen, die in einem anderen europäischen Land (EU-27) leben. Zwar ist der Austritt Großbritanniens aus der EU mittlerweile vollzogen, die Folgen für die zwei Gruppen bleiben aber weiterhin unklar. Außerdem haben die mehr als drei Jahre seit dem Referendum bereits ihre Spuren hinterlassen bei den betroffenen EuropäerInnen, die in Zeiten großer Unsicherheit Pläne machen und Strategien entwickeln mussten. Im Panel wollen wir uns dementsprechend die Folgen von Brexit – angefangen mit dem Referendum – für mobile EuropäerInnen in Großbritannien sowie für mobile BritInnen in der EU-27 beschäftigen. Dabei interessieren wir uns sowohl für praktische wie auch symbolische Folgen. Unter den möglichen Fragen, die wir adressieren wollen, sind:
Wie hat Brexit die Mobilität von BritInnen, die in einem anderen europäischen Land leben als auch EuropäerInnen, die in Großbritannien leben, verändert?
Welche Strategien haben mobile EuropäerInnen entwickelt, um Pläne für die Zukunft machen, in einer Situation, die von Unsicherheit geprägt war?
Welche Ungleichheiten gibt es bezüglich des Zugangs zu (doppelter) Staatsbürgerschaft oder einer unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung? Welche Rolle spielen beispielsweise die nationale Herkunft oder die Klassenzugehörigkeit?
Welche Effekte hat Brexit auf Gefühle von Zugehörigkeit, zur europäischen, nationalen sowie lokalen Ebene?
Welche Auswirkungen haben das Brexit-Referendum und der Diskurs zu Migration auf neue Konfigurationen und Machtbeziehungen in den betroffenen Gesellschaften? Welche Effekte hat der Anti-Migrations-Diskurs in Großbritannien auf verschiedenen Gruppen von EU-MigrantInnen?
Inwiefern hat der Brexit-Diskurs und die Verhandlungen zu einem veränderten Bild von BritInenn in Europa beigetragen? Wir begrüßen sowohl theoretisch als auch empirisch orientierte Papers, die diese oder ähnliche Fragen beantworten. Vortragsangebote auf Deutsch oder Englisch senden Sie bitte bis zum 31. März 2020 an die beiden Organisatorinnen per Mail: barwick@cmb.huberlin.de und christy.kulz@tu-berlin.de.
Das Abstract sollte eine Länge von 300 Wörtern nicht überschreiten. Die Benachrichtigung erfolgt in der letzten April-Woche. Bis zum 11. Mai 2020 muss die Meldung aller Referent*innen, Vortragstitel und Abstracts an die DGS erfolgen, sodass wir nach der Benachrichtigung eine relativ kurzfristige Rückmeldung erbeten.
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!
Christine Barwick (Centre Marc Bloch e.V.) und Christy Kulz (Technische Universität Berlin)