„Dekolonisierung“ geht an den Kern der europäischen Identität. Entsprechend schwer tun sich die ehemaligen Kolonialstaaten in Europa damit, die eigene Rolle zu hinterfragen.
Die Gesichter Europas berichten aus England, Frankreich, Portugal, Spanien und den Niederlanden. Wie weit reichen die Folgen der Vergangenheit? Welche Tabus werden in Augenschein genommen und was wird immer noch totgeschwiegen? Und wer sind diejenigen, die sich für ein neues Miteinander auf Augenhöhe einsetzen?
Späte Schuldfragen
Der Streit über die koloniale Vergangenheit ist in Spanien nicht nur etwas für Historiker. Ein Buch über die Rolle Spaniens in Lateinamerika wurde ein Bestseller. Diskutiert wird auch darüber, warum der mexikanische Präsident López-Obrador erst 2019 die Frage nach Schuld und nach Verantwortung aufgeworfen hat.
Klischees und Comedy
Franzosen mit afrikanischen Wurzeln erobern sich die Aufmerksamkeit des Pariser Publikums. Sie treten im Barbès Comedy Club auf. Ihre Herkunft aus den früheren Kolonien und ihre Alltags-Erfahrungen in Frankreich ergeben häufig komische Kontraste.
Unis überprüfen Lehrpläne und Leselisten
Die Studierenden haben Druck gemacht und einige britische Universitäten haben reagiert: Sie haben Lehrpläne und Leselisten „entkolonisiert“ – nicht nur weiße Autoren sollen aufgeführt werden. Davon sind längst nicht alle begeistert.
Bedauern über den Sklavenhandel
Die Niederlande gelten gemeinhin als fortschrittlich und aufgeklärt, Den Haag ist synonym mit Völkerrecht und internationaler Gerechtigkeit. Von ihrer Vergangenheit als Sklavenhändler-Nation haben die Niederländer lange nichts wissen wollen. Aber das ändert sich gerade, erzählt Kenneth Stam.
Beide Seiten der Geschichte zeigen
In Portugal wurden während der Kolonialzeit sechs Millionen Menschen versklavt. Bisher gibt es keinen Ort, der an ihr Schicksal erinnert. Das soll sich nach dem Willen einer Bürgerinitiative in Lissabon bald ändern. Der Bürgermeister wollte ursprünglich einen Seefahrer-Themenpark für Touristen.